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MORE STEP – Mobilität im Wandel: Nachhaltige Entwicklung des mongolischen Steppenökosystems (Phase II)

Das Forschungsprojekt MORE STEP untersucht Veränderungsprozesse im Ökosystem der ostmongolischen Steppe und deren mögliche Folgen für Natur und Gesellschaft. 

Bild: ISOE
Das Forschungsprojekt MORE STEP untersucht Veränderungsprozesse im Ökosystem der ostmongolischen Steppe und deren mögliche Folgen für Natur und Gesellschaft. Die Mobilität von wilden und domestizierten Herdentieren spielt eine wichtige Rolle für das Fortbestehen des Ökosystems. Daher konzentrierte sich die erste Projektphase (2019–2023) auf die gesellschaftlichen Veränderungen und die anthropogenen Auswirkungen auf die Mobilität im Steppenökosystem. Die zweite Projektphase (ab 2023) zielt darauf ab, die Rolle des Klimawandels für die Mobilität von Wildtieren und Hirten zu ermitteln und gleichzeitig die Hindernisse zu untersuchen, denen sich diese Gruppen in der mongolischen Steppe aufgrund des Klimawandels gegenübersehen.

Forschungsansatz

Ziel des Forschungsprojekts MORE STEP ist es, die sozial-ökologische Dynamik im mongolischen Steppenökosystem zu analysieren und die komplexen Wechselbeziehungen und Rückkopplungen zwischen Natur und Gesellschaft zu verstehen, um irreversible Prozesse (sogenannte Kipppunkte) zu erkennen und damit frühzeitig zu verhindern. Der interdisziplinäre Ansatz des Projekts verbindet sozialwissenschaftliche Forschung zu gesellschaftlichen Veränderungen mit naturwissenschaftlicher Forschung zur regionalen Verteilung und Mobilität von Wildtieren sowie zu Veränderungen der Steppenvegetation. Die Kombination aus Feldforschung, Fernerkundung und Modellierung ermöglicht es dem Projektteam, sozial-ökologische Wechselwirkungen und Rückkopplungsprozesse zu ermitteln. Gemeinsam werden Indikatoren zur Identifizierung möglicher Kipppunkte und nachhaltiger Entwicklungspfade entwickelt. Darüber hinaus werden im Rahmen von MORE STEP geeignete Anwendungen, wie z. B. ein Online-Grasland-Informationssystem, entwickelt.

In der ersten Projektphase etablierte das Team eine kollaborative Arbeitsweise unter Einbeziehung von Forschenden und nichtakademischen Akteuren (z. B. Nomaden, Industrie, staatliche und nichtstaatliche Organisationen). Dies wurde in erfolgreichen Workshops umgesetzt, die 2019 (persönlich) und 2021 (online) mit insgesamt 50 Personen durchgeführt wurden.

In der zweiten Projektphase ab 2023 wird eine gemeinsame Learning Expedition bestehend aus vier Workshops in den vier verschiedenen Provinzen (Aimags) des Untersuchungsgebiets durchgeführt. In dieser Phase bringt das ISOE seine sozial-ökologische und transdisziplinäre Expertise in folgende Bereiche des Forschungsprojekts ein: Mit qualitativen sozialempirischen und partizipativen Methoden werden die Themen „inter- und intragenerationale Weitergabe des traditionellen ökologischen Wissens“ und „Selbstverständnis und Wahrnehmung der Hirten zu Natur und Wildtieren in Zeiten des Klimawandels“ untersucht. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der Mobilität der Hirten auf den Lebensunterhalt und die Wechselwirkung zwischen der Mobilität von Vieh und Wildtieren ein integraler Bestandteil der Analyse sein. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Entwicklung von Lösungen für eine künftige nomadische Lebensweise unter Transformationsprozessen.

Mit Hilfe multivariater Modellierungsmethoden untersucht das ISOE-Team die Strategien der Hirten zur Bewältigung des Klimawandels und zur Anpassung daran. Infolgedessen werden die verfügbaren Szenarien aus der ersten Phase aktualisiert. Innerhalb des Projektkonsortiums ist das ISOE auch für die transdisziplinäre Wissensintegration zuständig.

Hintergrund

In Trockengebieten ist Mobilität unter dem Einfluss wechselnder Umweltbedingungen eine entscheidende Überlebensstrategie für Mensch und Tier. Während mobile Weidesysteme in den letzten Jahrzehnten weltweit einen deutlichen Rückgang erfahren haben, beherbergt die Mongolei eines der letzten intakten Steppenökosysteme mit traditioneller Landnutzung und bemerkenswerter Artenvielfalt. 

Seit dem Ende der Sowjetunion hat die Mongolei tiefgreifende wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen erlebt. Der Abbau von Bodenschätzen hat zwar zu einem Ausbau der Infrastruktur geführt, der zur Fragmentierung der Steppe beigetragen hat, aber er hat auch wirtschaftliche Möglichkeiten geschaffen, die zu neuen Arbeitsplätzen und anderen Lebensstilen geführt haben. Die nomadische Lebensweise, die in kultureller, sozialer, wirtschaftlicher und landschaftlicher Hinsicht von großer Bedeutung ist, war großen Veränderungen unterworfen. Während die Zahl der Familien, die Viehherden besitzen, zurückgegangen ist, hat ihre räumliche Konzentration in der Nähe von Siedlungen zugenommen. 

Neben diesen gesellschaftlichen Faktoren verschärfen auch die Folgen des Klimawandels den Veränderungsprozess und haben zu grundlegenden Veränderungen im sozial-ökologischen System der Steppe geführt. Sollten sich diese Prozesse fortsetzen, besteht die Gefahr, dass das Ökosystem einen Kipppunkt erreicht, ab dem gravierende Veränderungen sowohl für die biologische Vielfalt als auch für den Menschen unumkehrbar werden.

Kooperationspartner in der Forschung

  • Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum SBiK-F (Leitung)
  • Senckenberg Museum für Naturkunde SGN Görlitz
  • Internationales Hochschulinstitut (IHI) Zittau – TU Dresden
  • Ludwig-Maximilians-Universität München
  • Centre for Nomadic Pastoralism Studies, Mongolei
  • Mongolian University of Life Sciences
  • National University of Mongolia 

Praxispartner 

  • Hustai National Park
  • Wildlife Conservation Society Mongolia 

Förderung

Das Forschungsprojekt "MORE STEP – Mobility at risk: Sustaining the Mongolian Steppe Ecosystem" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Fördermaßnahme „Kipppunkte, Dynamik und Wechselwirkungen von sozialen und ökologischen Systemen (GlobalTip)“ gefördert.

Publikationen zum Projekt

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