Heavy rainfall events in Jordan in a large-scale and climatic context
Peter Hoffmann
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CapTain Rain entwickelt Klimadienste zur Vorhersage und Bewertung von Starkregenereignissen. Darüber hinaus identifiziert es Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel und zur Minderung bei Katastrophenschäden.
Der Klimawandel und klimatische Extremereignisse treffen den Nahen Osten in besonderem Maße. In den letzten 50 Jahren verursachten in Jordanien Starkregenereignisse viele Sturzfluten mit sehr hohen Sachschäden und Todesfällen. Gleichzeitig ist Jordanien eines der wasserärmsten Länder der Welt und hat kaum erneuerbare Wasserressourcen. Die Maximierung des Nutzens von Starkregenereignissen in Bezug auf die Wassergewinnung und die Minimierung von Sturzflutschäden ist daher eine der wichtigsten Aufgaben für die Anpassung an den Klimawandel in Jordanien.
Eine Voraussetzung für die Minimierung von Katastrophenschäden ist die Fähigkeit, Katastrophenereignisse genau vorherzusagen, um Vorsorgemaßnahmen treffen zu können. Solche „Klimadienste“ für die Risikovorsorge haben in Jordanien hohe politische Priorität, sind aber noch nicht hinreichend in die Praxis umgesetzt. Trotz der jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse fehlt es an hydrologischem und meteorologischem Grundlagenwissen, um das Auftreten und die Intensität von Sturzfluten in Jordaniens Wadi-Systemen besser vorherzusagen. Auch setzt eine erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung von Klimadiensten voraus, dass sie gemeinsam mit zukünftigen Nutzern und Entscheidungsträgern erfolgt. Transdisziplinäre Forschungsmethoden ermöglichen hier eine ganzheitliche Analyse der Sturzflutgefährdung und Gefahrenprävention und erleichtern den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in praxisbezogene Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
Das transdisziplinäre Forschungsprojekt CapTain Rain soll in Jordanien dazu beitragen, die derzeitigen Methoden und Instrumente zur Sturzflutvorhersage und -vermeidung zu verbessern. Hierfür werden die treibenden Faktoren von Sturzfluten in den Wadi-Systemen Jordaniens analysiert und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Klima- und Landnutzungsänderungen sowie wasserbaulichen Maßnahmen entschlüsselt. Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung werden auf der Grundlage von Vulnerabilitätsanalysen sowie technischen Lösungen für die Wassersammlung und -ableitung bei Starkregenereignissen ermittelt. Die Entwicklung von Klimadiensten (z.B. Sturzflutrisikokarten, Frühwarnsysteme, Empfehlungen für die Starkregenrisikovorsorge) erfolgt in enger Zusammenarbeit mit jordanischen Akteuren und Praxispartnern unter Berücksichtigung wissenschaftlicher und lokaler, praxisorientierter Erkenntnisse.
Um die Vulnerabilität gegenüber Sturzflutgefahren auf verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen zu analysieren, verfolgt CapTain Rain ein sozial-ökologisches Forschungskonzept. Im Verbund wird eine integrierte Vulnerabilitätsanalyse von Sturzfluten durchgeführt, welche die Analyse der sozial-ökologischen Ursachen von Sturzfluten und die Identifizierung, Kartierung und Bewertung des Sturzflutrisikos (Exposition und Sensitivität) umfasst. Zudem sollen aus der Perspektive der lokalen Bevölkerung die Risikowahrnehmungen erfasst und Strategien zur Anpassung an Starkregenereignisse entwickelt werden. Anhand von modellbasierten Szenarien werden Maßnahmen zur Verbesserung der Risikovorsorge einschließlich Technologien zur Ableitung und Nutzung des Wassers von Starkregenereignissen entwickelt und bewertet. Klimadienste für die Starkregenrisikovorsorge werden partizipativ aufbereitet und verfügbar gemacht. Das Untersuchungsgebiet umfasst die Hauptstadt Amman mit seinen 4,3 Millionen Einwohnern in der Metropolregion und die eher ländliche Region um das UNESCO-Weltkulturerbe Petra. Beide Regionen waren in der Vergangenheit stark von Sturzflutereignissen betroffen.
Das ISOE leitet das Verbundprojekt. Die inhaltlichen Schwerpunkte des ISOE-Teams umfassen den Stakeholder-Dialog und die transdisziplinäre Integration. Dazu zählt auch die Zusammenführung und Übersetzung der Projektergebnisse in leicht zugängliche und benutzerfreundliche Formate, um den praktischen Bedürfnissen verschiedener gesellschaftlicher Akteure gerecht zu werden. Zudem befasst sich das ISOE mit der Risikowahrnehmung von Sturzfluten durch die Bevölkerung im Untersuchungsgebiet einschließlich der Entscheidungsfindung für Schutzmaßnahmen im Umgang mit diesen Gefahren. Anhand von Interviews wird ermittelt, wie die lokale Bevölkerung Sturzfluten und Sturzflutwarnungen wahrnimmt, versteht und darauf reagiert. Auf diesen Erkenntnissen werden Empfehlungen für die Starkregenvorsorge und eine nutzerfreundliche Etablierung von Frühwarnsystemen herausgearbeitet. Des Weiteren untersucht das ISOE, welche traditionellen Verfahren zur Rückhaltung, Speicherung und Nutzbarmachung von Regenwasser in ländlichen Räumen in der Vergangenheit verwendet wurden, auf welchen Wissensbeständen diese beruhen und wie dieses traditionelle Wissen für die heutigen Probleme wieder nutzbar gemacht werden kann.
Das Projekt „CapTain Rain – Wassersammlung und -ableitung bei Starkregenereignissen in
Jordanien“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in der Fördermaßnahme „CLIENT II – Internationale Partnerschaften für nachhaltige Innovationen“ im Kontext des Rahmenprogramms Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) gefördert.
Peter Hoffmann
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Katja Brinkmann et al.
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Markus Rauchecker, Katja Brinkmann, Ahmad Awad
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Katja Brinkmann
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