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Schadstoffrisiken

PlastX – Kunststoffe als systemisches Risiko für sozial-ökologische Versorgungssysteme

Die Nachwuchsgruppe PlastX unter der Leitung des ISOE untersucht die gesellschaftliche Rolle von Plastik und damit verbundene Umweltauswirkungen. Das Team aus Sozial- und Naturwissenschaftlern erarbeitet hierbei, wie ein nachhaltigerer Umgang mit Plastik möglich ist.

Bild: Seba Tataru – shutterstock

Forschungsansatz

Die Nachwuchsgruppe verfolgt einen inter- und transdisziplinären Forschungsansatz. Hierfür wird die Problematik aus einer sozial-ökologischen Risikoperspektive betrachtet. Kennzeichnend für dieses komplexe Umweltproblem sind die vernetzten Risiken, die mit dem Material Plastik durch die Herstellung, Verwendung und Entsorgung einhergehen. Daran sind viele Akteure in unterschiedlichen Konstellationen beteiligt, die sowohl Risikoverursacher als auch -betroffene sein können. Darüber hinaus bestehen Unsicherheiten über die direkten und indirekten Umwelt- und Gesundheitsfolgen von Kunststoffen. Aufgrund dieser Charakteristika wird die Thematik konzeptionell als systemisches Risiko gefasst.

Übergreifendes Ziel des Projekts ist es, 

  • das theoretische Verständnis von systemischen Risiken in sozial-ökologischen Versorgungssystemen am Beispiel der Kunststoffe konzeptionell weiterzuentwickeln,
  • integrative, praxisnahe Lösungsstrategien im Umgang mit systemischen Risiken von Kunststoffen anhand der Handlungsfelder Vermeidung, Alternativen und Management aufzuzeigen.

Die Problematik wird in folgenden Bereichen analysiert:

Hintergrund

Plastik ist ein ambivalentes Material: Auf der einen Seite haben Kunststoffe durch ihre vielseitigen Eigenschaften und ihr breites Einsatzfeld innerhalb der letzten Jahrzehnte etliche Bereiche des alltäglichen Lebens revolutioniert. Auf der anderen Seite sind mit der Produktion, Verwendung und Entsorgung von Kunststoffen globale Umweltprobleme und Risiken verbunden, die sich auf unterschiedliche Systeme auswirken. Insbesondere die Akkumulation von Kunststoffabfällen in der Umwelt stellt einen gravierenden Eingriff in verschiedene Ökosysteme dar, der aufgrund der langen Abbauzeit der meisten Kunststoffe noch in hunderten von Jahren von der menschlichen Dominanz in dieser Epoche zeugen wird.

Der Begriff „Kunststoffe“ bzw. „Plastik“ umfasst eine Vielzahl unterschiedlicher synthetischer Polymere, die in einem globalen Umfang von ca. 311 Millionen Tonnen jährlich produziert werden. Der Großteil der produzierten Kunststoffe wird für Verpackungsanwendungen benötigt. Auf der Entsorgungsseite werden Kunststoffe entweder recycelt, verbrannt oder in vielen Ländern auf Mülldeponien gelagert. Durch unsachgemäße Entsorgung gelangen jährlich ca. 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen des Plastikabfalls über Flüsse in Meere und Ozeane. Durch den Zerfall des Plastikabfalls entstehen kleinere Plastikfragmente (Mikroplastik), die in der Umwelt akkumulieren; darüber hinaus können Mikroplastikpartikel direkt aufgrund ihrer Nutzung, z.B. in Kosmetikprodukten, in die Umwelt eingetragen werden. Plastikpartikel werden nachweislich von diversen Wasserorganismen aufgenommen. Große Unsicherheit besteht hinsichtlich der potenziellen Schädigung des Ökosystems, welche sich auch auf die menschliche Gesundheit und Versorgung auswirken könnte. In der Diskussion stehen ebenfalls Kunststoff-assoziierte Chemikalien (Additive wie z.B. Weichmacher, aber auch adsorbierte Schadstoffe), die schädigende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Tierwelt haben können.

Forschungspartner

  • Goethe-Universität Frankfurt am Main, Abteilung Aquatische Ökotoxikologie, Institut für Physische Geographie, Institut für Soziologie
  • Max-Planck-Institut für Polymerforschung (MPI), Abteilung Physikalische Chemie der Polymere

Praxispartner

Partner der Nachwuchsgruppe kommen aus den Bereichen Umweltberatung, Entwicklungszusammenarbeit, Lebensmitteleinzelhandel, Naturschutz, Verbraucherschutz und Wasser- und Abfallwirtschaft.

Förderung

Gefördert wird die Nachwuchsgruppe „PlastX – Kunststoffe als systemisches Risiko für sozial-ökologische Versorgungssysteme“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Forschung für nachhaltige Entwicklungen (FONA)“. PlastX ist darin Teil der Fördermaßnahme „SÖF – Sozial-ökologische Forschung“ im Förderbereich „Nachwuchsgruppen in der Sozial-ökologischen Forschung“.

Kontakt:

Dr. Johanna Kramm

Leiterin des Bereichs Wissensprozesse und Transformationen Zum Profil

PD Dr. Carolin Völker

Wissenschaftliche Mitarbeiterin Zum Profil

Projekt-Infos

Gestartet:
Läuft bis:
Projektwebsite:
Publikation:

Sozial-ökologische Forschung zu Plastik in der Umwelt. Ergebnisse der Forschungsgruppe PlastX
Johanna Kramm, Carolin Völker, Tobias Haider, Heide Kerber, Lukas Sattlegger, Lisa Zimmermann (2020). ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung. Frankfurt am Main

Download:

Publikationen zum Projekt

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